Freitag, 26. März 2010

Toro, o Toro

Zur Abwechslung kommt heute mal ein Bericht über Wein, ehe der Blog zu einem reinen heute-auf-dem-Teller-Blog wird. Also ein Bericht nur über Wein. Sogar nur über einen einzigen Wein. Auch wenn die Überschrift dieses Artikels an ein Kapitel aus Jeffrey Steingartens Buch Der Mann, der alles isst (das sehr amüsant und lesenswert ist, zumindest Band 1) erinnert, soll es hier um einen Wein aus der DO Toro in Spanien gehen (und nicht über das beste Stück des leider vom Aussterben bedrohten Blauflossen-Thunfischs, das Jeffrey Steingarten beschreibt).

Doch bevor ich etwas über den Wein verrate, zuerst ein paar Information über die DO Toro. Diese wunderschöne Weinregion liegt in der äußersten okzidentalen Region von Castilla y León, westlich von Ribera del Duero, nordwestlich von Rueda.


Die Historie des Weinanbaus der kleinen DO (nur ca. 40 Bodegas sind dort vertreten) reicht bis in die Zeit der Besatzung durch die Römer zurück. Im 19. Jahrhundert, als große Teile Europas von der Reblaus heimgesucht wurden, exportierte die Region die meisten ihrer eigenen Weine nach Frankreich. Im Jahr 1987 erhielt das Weinbaugebiet den eigenständigen Status einer Denominacion Origen.

Die DO Toro zeichnet sich durch eigenständige, charakteristische Weine aus, die national und international inzwischen zu großem Ruhm gelangt sind.  Das Klima ist kontinental mit atlantischen Einflüssen, aber sehr trocken. Der Niederschlag liegt bei ca. 350 bis 400 mm pro Jahr. Durchschnittliche 2.600 Sonnenstunden im Jahr, kalte Nächte und eiskalte Winter bieten ein optimales Klima für die Reben, die gerne extreme Bedingungen mögen.

Die Böden bestehen aus Sandstein, Lehm und Kalk und die Weinbaugebiete liegen auf einer Höhe von 620 m bis 750 m über NN. Ideale Bedingungen also...Vorranging findet man in der DO Toro die autochtone Tinta de Toro, einen Klon der Tempranillotraube, deren Anbau auf die Römer im Jahr 210 vor Christus zurückgeht. Außerdem findet man noch kleine Mengen von Garnacha sowie den Weißweintrauben Verdejo und Malvasía. 

Die Klassifikationen der Weine haben strenge Vorschriften. Tinto Roble bestehen aus 90% Tinta de Toro und 10% Garnacha. Tinto Jovenes, Crianzas, Reservas und Gran Reservas müssen zu 100% aus Tinta de Tora bestehen. Roséweine haben einen Anteil von 50% Tinta de Toro und 50% Garnacha. Die Weißweine sind reinsortige Malvasía oder Verdejos.


Ich möchte jetzt aber endlich zu dem Wein kommen, den ich heute im Glas habe. Dies ist der wunderbare Numanthia 2006 der Bodega Numanthia Termes aus Valdefinjas, den ich wirklich sehr genieße.
 
Nachdem Robert Parker dem Flagschiff Termanthia 2004 die volle Punktzahl, also sagenhafte 100 Punkte für den seiner Meinung nach perfekten Wein gegeben hat, ist ein regelrechter Hype um die Bodega Numanthia Termes entstanden. Binnen Tagen waren Termanthia und Numanthia ausverkauft, jedermann wollte diese Weine zu beinahe jedem Preis haben.
 
Inzwischen ist der Hype merklich abgekühlt, die Nachfrage hat nachgelassen. Dennoch sind die Weine nach wie vor von außergewöhnlicher Qualität.
 
Der Numanthia 2006 wird vom eher kritischen Winespectator mit 93/100 Punkten bewertet. Der Numanthia wird auf einem zentralen Plateau in 700 m Höhe angebaut. Die Rebstöcke haben ein Alter von 50 bis 100 Jahren. Die Erträge sind äußerst überschaubar, nur ca. 2.600 kg Trauben je Hektar Rebfläche. Die Mazeration dauert 18 Tage. Die malolaktische Gärung, also die Umwandlung der scharfen Apfelsäure in die mildere Milchsäure, erfolgt in Fässern aus neuer französischer Eiche, in denen der Wein während einer Dauer von 18 Monaten reift. Der Jahrgang 2006 wurde im Juni 2008 ungeschönt und unfiltriert abgefüllt.

Jetzt zu meinem persönlichen Eindruck: Der Wein ist rundum wunderschön. Sicherlich mal wieder etwas zu jung, ich erínnere hier an die Lanze für meine (Un)geduld, aber ich bin schon wieder begeistert. Im Glas tiefdunkles Rot mit leicht hellen Rändern. In der Nase sehr ausgewogen, elegant, wenig Alkohol (obwohl insgesamt 15 Vol. % Alk.). Schon jetzt sehr schön eingebundene Tannine, minerale Anklänge mit ein bisschen Kräutern. Kirschen dominieren das Bouquet, ohne süß zu wirken. Im Mund fleischig, vollmundig mit einer sehr angenehmen Säure. Ein Glas voll Aromen. Ich würde mir am Schluss ein kleines bisschen mehr Länge wünschen, aber die kommt sicher mit der Reife in naher Zukunft.

Ein Wein mit viel Potenzial für noch mehr Erlebnis. Und definitiv etwas für mein Lieferprogramm. Ich werde den Numanthia 2006 in Kürze auf meiner Seite anbieten.

Neugierde siegt! Es lebe das Erlebnis.

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