Donnerstag, 14. April 2011

Wein mit Terroir

Ich mag Weine von Mallorca. Ob es Nounat von Binigrau, Verán von Biniagual, Anima Negra oder im Moment, sesNines Selecció 07/9, ist. Weine von Mallorca haben Character. Weine von Mallorca haben Terroir. Weine von Mallorca haben autochthone Rebsorten. Sehr schön finde ich das.

Heute Abend habe ich sesNines 2009 von Celler Tianna Negre aus Binissalem im Glas. In dem Jahrgang 2009 wurden nur 6.426 Flaschen produziert. Der Wein wird aus 100% Mantonegro gemacht und 12 Monate in klassischen Barriques ausgebaut.

Wirklich schön. Das fängt schon mit der Flasche an: Schweres Glas, schöne Form, Volumen. So wie der Wein. Tief Kirschrot, undurchdringlich. Eine erdige, würzige, mineralische Nase. Und im Mund unverkennbar mallorquinisches Terroir. Elegant, aber schwer, noch einigermaßen jung und etwas spitz in der Säure. Kein großer Wein zum Schwärmen im Konzert der Legenden, aber ein typischer für Mallorca. Eben mit Charme und Character. Ich mag das und sesNines wird man bald in meinem Angebot finden können. Das ist Mallorca!

Montag, 17. Januar 2011

Gute Vorsätze für 2011

Nach sehr langer Schreib-Abstinenz (verursacht durch jede Menge anderer Aufgaben), möchte ich mich heute mit diesem Beitrag zurückmelden. Ich habe gute Vorsätze für 2011. Einer ist, hier in meinem Blog wieder regelmäßig zu schreiben. Im vergangenen Jahr hatte ich eine Reihe kulinarischer Highlights, unter anderem in dem Restaurants Im Schiffchen (einmal oben und einmal unten) und im Restaurant Schorn (beide in Düsseldorf), im De Lindenhof in Giethoorn (Niederlande) und in noch ein paar weiteren sehr schönen Restaurants.

Und natürlich habe ich auch sehr viele sehr schöne Weine probieren dürfen, neue Weine für mich entdeckt und alte Bekannte neu entdeckt. Zum Glück war wenig Schlechtes dabei, obgleich ich Einiges uninteressant empfand. Nur fehlte mir die Zeit, dies alles in Worte zu fassen. Ich gelobe Besserung für 2011– und wünsche mir gleichzeitig, dass dies nicht einer meiner typischen Neujahrsvorsätze ist!

Heute geht es bei heute-im-glas.de um zwei Weine, den El Vinculo Crianza 2004 der Grupo Pesquera aus La Mancha, sowie den Solabal Crianza 2007 der Bodega Solabal aus der Rioja.

Ich bin großer Fan der Weine der Grupo Pesquera. Ohne die gemeinsame Weinprobe mit Alejandro Fernandez in 2003 in Düsseldorf (damals auch im Restaurant Schorn, aber noch unter Führung von Franz-Josef Schorn), wäre ich vermutlich niemals Weinhändler geworden. Aber an dem Abend durfte ich Weine probieren, die ich in einer solchen Qualität vorher nie getrunken hatte. Unter anderem wurde der 1982er Janus geöffnet, den ein Gast mitgebracht hatte und Alejandro zur Blindverkostung gab (Alejandro hat den Wein natürlich als seinen Janus erkannt). Kurzum: Ich bin Fan seiner Weine aus Ribera del Duero!

Die Bodega El Vinculo liegt in der La Mancha (Campo de Criptana, Ciudad Real) und ist die vierte Bodega der Grupo Pesquera. Der Wein ist natürlich aus 100% Tempranillo gekeltert und, wie die meisten Weine von Alejandro Fernandez, auch in amerikanischer Eiche ausgebaut. Ich finde, dass der Wein wie ein Wein von Alejandro duftet. Wer sich mit den verschiedenen Jahrgängen von Tinto Pesquera oder Condado de Haza auskennt, der erkennt den Wein oft bereits an der typischen Nase. Ein bisschen so typisch, wie das Geräusch einer Mercedes-Benz Türe beim Schließen derselben. Persönlich empfinde ich dies beim Condado de Haza sogar am auffälligsten.

Für den El Vinculo konnte ich mich bisher allerdings nie so richtig begeistern. Der Funke wollte einfach nicht überspringen. Preislich ungefähr auf Augenhöhe des Condado de Haza, fand ich ihn im direkten Vergleich immer ein Stück dahinter. Mit dieser leichten Skepsis im Kopf habe ich mich dann auch meiner letzten Flasche El Vinculo Crianza aus dem Fabeljahrgang 2004 genähert. Entkorkt, eingeschenkt, Nase ins Glas, nochmal schwenken – mmmmhhhh. Das gefiel mit. Der erste Schluck offenbarte eine überraschende Frische, die sich dann aber nach kurzer Zeit im Glas leider wieder ein bisschen legte. Der Wein war angenehm im Mund, die Tannine sehr schön eingebunden, geradezu elegant, wenig marmeladig, jedoch auch wenig fleischig. Aber: Leider eine sehr kurze Länge. Man nimmt einen Schluck und schon nach kurzer Zeit ist er weg. So bald weg, dass es mir jetzt aus der Erinnerung auch schwerfällt, den Wein noch genauer zu beschreiben. Wir zwei, der El Vinculo und ich, werden vermutlich auch in Zukunft leider keine dicken Freunde werden, obwohl ich ihm in jedem neuen Jahrgang eine neue Chance geben werde.

Dagegen hat es der Solabal Crianza 2007 geschafft, mich wirklich zu überraschen. Das ist mal ein schöner Wein, der in dem Preissegment eine sehr gute Qualität bietet. Obwohl noch relativ jung, finde ich den Wein sehr gut trinkbar. Es mag sein, dass ihm ein bisschen Reife noch helfen wird, aber bei einem Wein um die 10 € erwarte ich eigentlich Trinkreife im Jahr der Verfügbarkeit (und bekomme diese ja in der Regel auch). Am Fuße der Sierra Cantabria wird der Solabal aus 100% Tempranillo gemacht. Tiefrot im Glas, mit einer sehr schönen, würzigen und feinen Nase, ist schon beim ersten Schluck eine Eleganz zu schmecken, die auf mehr hoffen lässt. Ich kann mich eigentlich an keinen vorherigen Jahrgang von Solabal erinnern, bei dem der Crianza so fröhlich aus der Flasche kommt. Allerdings gestehe ich auch, dass ich dem Solabal, im Gegensatz zu den Pesquera Weinen, bisher viel weniger Aufmerksamkeit geschenkt habe. Aber immerhin seit dem Jahrgang 2001 probiere ich den Crianza jedes Jahr aufs Neue. Man lernt eben nie aus, und dies ist das Schöne an meinem Job…

Just nach dem Öffnen des Solabal klingelte es an der Türe und mein Nachbar schaute auf einen Absacker vorbei. Das macht er häufiger und wir tauschen uns dann immer auch über Wein aus, wobei wir hier und da auch sehr konträrer Meinung sind. Aber beim Solabal Crianza 2007 (mein Nachbar kannte die Bodega vorher noch nicht), waren wir uns auf Anhieb einig: Sehr schöner Wein – sehr gefällig zu trinken - lohnt sich in jedem Fall zu probieren. Prosit!

Alles Gute und viel Genuss für 2011 - und bleiben Sie bitte weinbegierig!